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Königinnen Der Nacht

26.02.2010

Der Tag beginnt mit einer Reminiszenz an Calgary 1988. Im Deutschen Haus ehrt heute der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Dr. Thomas Bach, den Chef des Organisationskomitees der Olympischen Spiele von Calgary, Frank King. Außerdem wurde John Furlong, der Chef der VANOC (Vancouver Organizing Committee), für seine hervorragende Arbeit bei der Organisation der Olympischen Spiele ausgezeichnet. Natürlich schwelgen wir dabei ein wenig in Erinnerungen. Die wichtigste Botschaft der Veranstaltung ist für mich der Gedanke, dass wir heute die Sportler bewundern, die damals als Kinder von den Spielen in Calgary inspiriert worden. Genau diese Inspiration für die nächste Generation spielt bei meinem Engagement für die Olympiabewerbung München 2018 eine wichtige Rolle.

Gleich im Anschluss an die Ehrung dieser beiden herausragenden Olympischen Persönlichkeiten werde ich gemeinsam mit Dr. Bach von Journalisten der “Welt am Sonntag” interviewt. Dieses Interview bildet den Abschluss meiner Olympiaserie.

Vom Deutschen Haus laufe ich zurück zum Hotel um ein wenig frische Luft zu schnappen denn gleich geht es weiter ins Pacific Coliseum zu einem der Höhepunkte dieser Spiele, die Kür der Damen. In der Halle herrscht wieder einmal Riesenstimmung und ich muss mich wirklich beeilen um bei diesem so genannten “High-Demand-Event” noch einen Sitzplatz zu ergattern. Ich finde einen Platz neben Michelle Kwan, der 5-fachen Weltmeisterin und sogleich bilden wir das Expertenteam für unsere unmittelbare Umgebung. Wir sind beide aufgeregt, als die letzte Gruppe aufgerufen wird. Yu-Na Kim läuft als erste der Favoritinnen. Nach ihrer fantastischen Kür sind wir alle auf den Beinen um ihr zu applaudieren. Das war einfach sensationell und einer Olympiakür mehr als würdig. Die Punktzahl entspricht voll und ganz dieser denkwürdigen Leistung und ich schaue kurz zu Brian Orser an der Bande, der sichtlich gerührt ist. Besonders auch für ihn freue ich mich sehr. Nun hat er endlich “sein” Olympiagold. Aber der Wettkampf ist noch nicht vorüber. Als nächstes läuft Mao Asada. Sie hat natürlich mitbekommen, was für eine Wahnsinnsleistung Yu-Na vorgelegt hat und muss nun gegen einen haushohen Vorsprung ankämpfen. Ihre Kür ist gespickt mit Höchstschwierigkeiten, darunter zweimal der 3-fach-Axel, den sie mit einer einzigartigen Sprunghöhe und Sicherheit zeigt. In der Mitte ihres Programms bleibt sie mit ihren Schlittschuhen kurz hängen und ein Raunen geht durch die Halle. Sie wird es nicht schaffen an Yu-Na vorbeizuziehen. Trotzdem bin ich von ihrer Darbietung begeistert und sehe mit welcher Leidenschaft sie ihre Choreographie zum Leben erweckt. Man sieht Mao am Ende an, dass sie ein wenig enttäuscht ist aber dazu hat sie absolut keinen Grund. Und schon kommt die nächste Medaillenanwärterin. Joannie Rochette wird vom Publikum mit einem gewaltigen Applaus begrüßt. Auch ihr couragierter Auftritt ist fast fehlerfrei und sie gewinnt verdient Bronze, was die Halle zum Toben bringt. Das Leistungsniveau und die Leistungsdichte der Besten heute hier in Vancouver hat mich sehr beeindruckt. Ich habe lange nicht so einen hochkarätigen Wettkampf der Damen bei Olympischen Spielen erlebt. Und “Hut ab” vor der 16jährigen Amerikanerin Mirai Nagasu, die sich von den großartigen Leistungen vor ihr nicht hat einschüchtern lassen und eine junge, temperamentvolle “Carmen” aufs Eis zaubert. Sie wird damit 4. und ich bin mir sicher, wir werden noch viel von ihr hören.

Herzliche Grüße aus Vancouver

Katarina

 

Copyright Katarina Witt