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Atemberaubend und Beängstigend

18.02.2010

Als wir aufbrechen ist es noch stockdunkel. Die Crew muss einen Moment auf mich warten, weil ich die Umbauarbeiten des Zauns um die Olympische Flamme filmen möchte. Der Maschendrahtzaun, der den freien Blick auf die wirklich schöne Olympiaflammenkonstruktion versperrt, hat allgemein Unverständnis und Kopfschütteln hervorgerufen. Für die tausenden von Besuchern, die ein Erinnerungsfoto schiessen möchten, ist jetzt zwar mehr Platz, aber die Flamme ist immer noch eingezäunt.

Mein Filmchen ist im iPhone-Kasten und dann geht es ab über die Brücke nach West-Vancouver. Von hier aus fährt der Alberta-Train während der Olympischen Spiele jeden Tag nach Whistler. Normalerweise verkehrt dieser Panoramazug nur im Sommer. Und normalerweise müsste der Zug auch British-Columbia-Train heissen, so wie die hiesige Provinz. Aber die Nachbarprovinz Alberta, in der übrigens Calgary liegt, möchte auf diese Weise auf die östlich der Rocky Mountains gelegene Region aufmerksam machen.

Die frühe Abfahrt ist notwendig, um das Bergglühen beim Aufgehen der Sonne zu erleben. Und wir haben Glück. Der An- und Ausblick ist einfach umwerfend. Nach gut 3 Stunden kommen wir in Whistler Creekside an und fahren gleich zur Rennstrecke der Abfahrtsläuferinnen. Heute startet Maria Riesch und wir wollen sie anfeuern. Wir, das sind Franziska van Almsick und ich. Maria ist mit Franziska gut befreundet und deshalb fiebert sie heute ganz besonders mit. Ich nutze die Gelegenheit ein wenig in andere Sportwelten hinein zu schnuppern. Ich bin zum ersten Mal live bei einem Abfahrtsrennen und muss sagen, das Tempo und die Riesensprünge der Läuferinnen sind atemberaubend aber auch ein wenig beängstigend. Leider hat Maria Riesch Pech bei der Auslosung und muss als Letzte der Favoriten starten. Und dann passiert der Läuferin unmittelbar vor ihr auch noch ein schlimmer Unfall und so ist es nicht verwunderlich, dass die Konzentration hin ist.  Am Ende springt nur ein für Maria enttäuschender 8. Platz heraus. Glücklicherweise hat sie ja in der Superkombination noch eine weitere Chance auf eine Medaille. Ich drücke ihr jedenfalls dafür fest die Daumen. Nach dem Rennen berichten wir kurz über das Erlebte aus dem ARD-Studio in Whistler, das sich auf dem Dach eines Hotels befindet. Für mein Filmtagebuch führe ich anschließend noch ein Interview mit Franziska über die Eindrücke bei ihren ersten Olympischen Winterspielen. Es ist ganz schön was los hier und bei dem tollen Wetter und dem Schnee kommt richtig Winterstimmung auf. Am Abend geht es dann mit dem Auto wieder zurück nach Vancouver. Es ist mittlerweile dunkel und so werde ich nicht durch die spektakuläre Landschaft abgelenkt, kann die Fotos in meinen Computer laden und meinen Blog schreiben. Im Hotel werde ich später noch das Interview mit Ole Einar Björndalen redigieren, das ich für die "Welt am Sonntag" geführt habe. Es erscheint am kommenden Sonntag.

Herzliche Grüße aus Vancouver

Katarina 

Copyright Katarina Witt