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Buuhh...Uuhhh...Aahhh

24.02.2010

Als ich heute Morgen aus dem Fenster schaue bietet sich mir ein ungewöhnlicher Anblick. Es regnet. Nach einer ganzen Woche Sonnenschein zeigt sich jetzt Vancouver wieder von seiner Schlechtwetterseite. Ein Glück, dass ich mich nach unserem Gummistiefeldreh mit einem Paar dieser hier nützlichen Kleidungsstücke eingedeckt habe. Und die finden natürlich gleich Verwendung auf meinem Weg ins IBC. Hier treffe ich am Mittag Freunde und Kollegen. Kristi Yamaguchi, die Olympiasiegerin von 1992, hat mich in ihre tägliche Sendung “Eiskunstlaufstunde” eingeladen. Die Sendung widmet sich eine Stunde ausschliesslich dem Eiskunstlaufen und es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen von Persönlichkeiten der Eiskunstlaufgeschichte. Heute sind es Peggy Fleming, Paul Wylie, und Dick Button. Der Olympiasieger von 1948 und 1952 und spätere Kommentator für das US-Fernsehen hat einmal über meine West-Side-Story-Kür folgenden Satz gesagt: “Eine Ostdeutsche tanzt eine amerikanische Maria wie ein Amerikaner einen russischen Kasaschok”. An Bissigkeit hat der 81jährige nichts verloren und ist heute immer noch ein gefragter Eislaufexperte.

Nach dem Interview finde ich endlich die Gelegenheit, meine Souvenireinkäufe zu erledigen. Der beste Ort dafür ist der Olympic Superstore. Allerdings muss man ein wenig Zeit einplanen, da sich hier immer eine lange Warteschlange um das Kaufhaus schlängelt. Alles geht aber doch ziemlich schnell. Bepackt mit Quatchis, Sumis und Kanada-Mützen flitzen wir zurück zum Hotel von wo aus wir gleich wieder zum Eishockey aufbrechen. Ich freue mich schon sehr auf die Stimmung im Canada Hockey Place und werde nicht enttäuscht. Wir sitzen direkt hinter der deutschen Mannschaft inmitten eines rot-weissen Meeres von 18000 Fans. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Jede Aktion wird mit einem speziellen Schrei begleitet. “Buuhh” für einen Schuss der deutschen Mannschaft aufs Tor, “Uuhhh” für einen Bodycheck und “Aahhh” für ein Tor der kanadischen Mannschaft, das auch noch von einer furchteinflössenden Sirene begleitet wird. Unglücklicherweise muss ich die Sirene ziemlich oft ertragen, denn es fallen viele Tore. Ich finde, unsere Jungs schlagen sich in dieser Hockeyhölle wacker und machen immerhin auch eins rein. Ich springe auf und  wende mein neu erlerntes Eishockeyvokabular an, indem ich lauthals “Aahhh” rufe. Als Antwort erhalte ich ein vielstimmiges “Buuhh” worauf ich beschwichtigend die Arme hebe und mich brav wieder hinsetze. Noch vor dem letzten Drittel muss ich schon wieder los in das ARD-Studio und verpasse die Gelegenheit, den kanadischen Fans ein zweites Mal die Stirn zu bieten.

Zusammen mit Claus Lufen berichten wir in “Olympia Live” über das Kurzprogramm der Damen. Sarah Hecken patzt leider beim Dreifach-Salchow doch sie schafft knapp die Qualifikation für die Kür. Für die 16jährige geht es bei ihren ersten Olympischen Spielen zunächst einmal um das Sammeln von Erfahrungen. Die Favoritinnen werden ihrer Rolle gerecht und zeigen fehlerlose Programme auf höchstem Niveau. Yu-Na Kim bezaubert mit ihrer Bond-Interpretation, Mao Assada zeigt die schwierigste Kombination des Abends: Dreifach-Axel-Doppel-Toeloop und Joannie Rochett bildet mit ihrem couragierten Auftritt den emotionalen Höhepunkt. Nach ihrem Programm wird Joannie frenetisch vom Publikum gefeiert. Ihre Tränen erzählen mehr über ihre Gefühlsverfassung als jedes Wort.

Herzliche Grüße aus Vancouver

Katarina

Copyright Katarina Witt