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Traum und Wirklichkeit

14.02.2010

 

Die morgendliche Joggingrunde entpuppt sich immer mehr als Stimmungsbarometer für meinen Olympischen Tag. Neben den üblichen Begegnungen mit anderen joggenden Athleten und Freizeitsportlern, den ”Hi, Katarina" Rufen von Passanten und den stets freundlichen Sicherheitskräften sind heute Helikopter unsere ständige Begleitung. Auch sind mehr Polizisten im Einsatz als sonst. Schnell erfahren wir, daß heute der Hauptprotesttag der Antiolympiabewegung in Vancouver stattfindet und es vereinzelt zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen ist.

Natürlich ist mir bewußt, daß es nicht nur Befürworter der Olympischen Spiele gibt. Durch mein Engagement für die Olympiabewerbung München 2018 bin ich für dieses Thema besonders sensibilisiert. In letzter Zeit habe ich mich viel mit der Frage beschäftigt, was die Olympischen Spiele für mich persönlich bedeuten.

Als kleines Mädchen begann ich mit dem Eiskunstlaufen weil es mich sofort faszinierte. Und bald liebte ich diesen Sport. Es war mein Traum, eines Tages bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Für diesen Traum trainierte ich hart, verzichtete auf Vieles und tat dies gern, weil ich eines Tages auf dem Treppchen ganz oben stehen wollte.

Heute schaue ich auf diese Zeit zurück und denke daran, wie es war, die Welt aus einem unbekümmerten Blickwinkel zu betrachten, wie es war, als Sportlerin Träume zu haben und sie zielstrebig zu verfolgen. Dabei ist es unvermeidlich, sich der Realität zu stellen. Wir tragen Verantwortung gegenüber den jungen Menschen die von uns lernen, gegenüber Minderheiten oder Andersdenkenden, gegenüber unserer Umwelt. Es ist wichtig einander zuzuhören, Argumente auszutauschen, zu diskutieren und sich mit Kritik auseinanderzusetzen. Es ist wichtig seine Meinung äußern zu dürfen, abzuwägen und gemeinsam Lösungen zu finden. Und genauso wichtig ist es auf Gewalt zu verzichten. 

Die Wirklichkeit ist nicht Schwarz oder Weiß. Sie besteht aus unendlich vielen Graustufen. Ich bin davon überzeugt, daß wir nur mit unseren Träumen in der Lage sind, mit der Realität umzugehen. Es sind unsere Träume, die uns vorantreiben. Sie bestimmen die Wirklichkeit von morgen.

Heute gewinnt der schweizer Skispringer Simon Amman die erste Goldmedaille der Olympischen Spiele von Vancouver. Magdalena Neuner gewinnt Silber und damit die erste Medaille für die Deutsche Mannschaft. Und irgendwo auf dieser Welt sitzt ein kleines Mädchen vor dem Fernseher und träumt von ihrer ersten Olympischen Medaille.

Herzliche Grüße aus Vancouver

Katarina 

Copyright Katarina Witt